Naxos hat das, wovon jeder Kykladenurlauber träumt: Weiße Dörfer mit blauen Kuppeln, türkisblaues Meer, eine ausgelassene und zugleich ruhige Atmosphäre. Der Name Kykladen leitet sich ab vom griechischen Wort „kyklos“, welches auf Deutsch „Kreis“ heißt, denn die einzelnen Inseln der Kykladen scharen sich kreisförmig um die heilige, griechische Insel Delos. Heilig ist die Insel Delos übrigens, weil der Sage nach der Gott Apollon, der Gott des Lichts, hier geboren worden sein soll. Die Kykladen erinnern aus der Vogelperspektive an leuchtend-weiße marmorne Murmeln, die aus dem unglaublich blauen Meer herausragen, wie die Farben der griechischen Flagge – azurblau auf weißem Grund. Die größte, facettenreichste und grünste Kykladeninsel ist Naxos. Naxos versprüht den typischen kykladischen Charme mit einfach allem was dazu gehört, ist jedoch noch nicht vom Tourismus überlaufen. Ruhesuchende, Partyfreunde, Naturliebhaber, Wanderer, Radfahrer, Strandurlauber die dem Trubel der bekanntesten Kykladeninseln Santorin und Mykonos entfliehen wollen, werden sich in Naxos schlichtweg verlieben.

Naxos ist mit einer Fläche von ganzen 389,43 km die größte Insel der Kykladen und ist von der Nachbarinsel Paros nur durch eine schmale Meerenge getrennt. Auf Naxos findet man im Osten steile Ufer, nach Westen hingegen ebeneres Land. Die Insel Naxos war bereits zur Zeit der Kykladenkultur besiedelt und in archaischer Zeit war Dionysos wichtigster Gott, also Inselpatron, weitere Kultstätten für ZeusApollon und Demeter sind ebenfalls belegt. Nach dem mythologischen Sieg des Theseus über den Minotaurus soll er auf dem Rückweg von Kreta nach Athen hier die kretische Königstochter Ariadne zurückgelassen haben, deren kultische Verehrung als Vegetationsgöttin für das antike Naxos ebenfalls bezeugt ist. Die im gesamten historischen Verlauf als einheitlicher Staat regierte Insel erlebte ihre Blüte schon in archaischer Zeit: Es waren Naxier, die die erste griechische Kolonie auf Sizilien (heute: Giardini-Naxos) gründeten um 735 v. Chr. Seit 395 gehörte Naxos zum Oströmischen Reich. Im Mittelalter erhielt die Insel den Namen Naxia. Nachdem die Kreuzfahrer 1204 Konstantinopel erobert hatten und das Byzantinische Reich zerfiel, geriet auch Naxos unter die Herrschaft der Lateiner. Der Venezianer Marco Sanudo eroberte die Insel 1207 und erhielt sie und die übrigen Inseln der Kykladen vom lateinischen Titularkaiser Ostroms Heinrich von Hainault 1210 als erbliches Lehensherzogtum zugesprochen. Sanudo verteilte daraufhin das eroberte Land unter die Offiziere seiner Flotte, die auf ca. 50 Lehen befestigte Wohnsitze errichteten und für Jahrhunderte eine Feudalherrschaft westeuropäischen Charakters in der Ägäis begründeten. Auf Naxos gibt es heutzutage immer noch eine große katholische Gemeinde. Schon 1537 kam die Insel nach der Eroberung durch die Flotte Chaireddin Barbarossas unter osmanische Herrschaft. Bis zum griechischen Freiheitskampf ab 1821 stand die Insel unter wechselnder Verwaltung von Tributären der Hohen Pforte, die der italienischen und französischen Aristokratie und dem städtischen Patriziat konstantinopolitanischer Griechen angehörten.

Wer mit dem Schiff nach Naxos reist, erblickt als Erstes die Portara. Das mächtige Tempeltor gilt als das Wahrzeichen der Mittelmeerinsel.

Weitere Sehenswürdigkeiten sind: 

  • Burgstadt die Kastro

Die Insel-Hauptstadt wird überragt von der von den Venezianern über dem 30 m hohen Stadthügel erbauten Burganlage. Von ehemals 12 Wehrtürmen steht als einziger der Glezos-Turm aufrecht. Das benachbarte Trani-Tor, einer von einst drei Zugängen zur Burg, ist fast unversehrt erhalten. Im Inneren der Burgstadt sind die Wohnsitze der katholischen Aristokratie vorhanden, eines der Häuser ist als Museum Venezianischer Wohnkultur geöffnet. Gegenüber der katholischen Bischofskirche findet sich am Zentralplatz das Archäologische Museum mit Funden von der Insel.

  • Bürgerstadt

Den Burgberg umringt bis auf Meereshöhe hinab die in ihrer mittelalterlich engen Gassenstruktur vor allem in den Stadtvierteln Boúrgos und Agorá fast unveränderte Bürgerstadt. Unter der orthodoxen Bischofskirche im Viertel Grótta sind im Grotta-Museum Ausgrabungen von Gebäuderesten aus der frühen Siedlungszeit um 1600 v. Chr. zu besichtigen.

Auf der dem Hafen vorgelagerten einstigen Insel Palátia steht als einziges Relikt des unvollendeten Dionysos-Tempel des Lygdamis das mächtige Tor des Opisthodoms aus dem späten 6. Jahrhundert v. Chr., die Portara. Das marmorne Tempelportal misst 5,95 m in der Höhe und 3,65 m in der Breite.

  • Wohntürme

Über die gesamte Insel, strategisch verteilt, finden sich zahlreiche burgartige venezianische Gebäude (Pyrgi, singular Pyrgos = Turm) des späten Mittelalters, erbaut gleichermaßen als Landsitze des Adels innerhalb je zugeteilter Lehen und als Festungen gegen Angriffe auf die Insel.

  • Kouroi

Drei antike, aus dem rohen Stein gehauene, unvollendete monolithische Kolossalstatuen sogenannte Jünglinge (Kouroi) liegen noch heute in Steinbrüchen aus der archaischen Zeit. Die Statuen stammen aus dem 7. oder 6. Jahrhundert v. Chr. und waren zur Aufstellung in Heiligtümern bestimmt. Wahrscheinlich stellen sie die Götter Apollon oder Dionysos dar. Der in einem dörflichen Garten liegende Kouros von Flerio bei Melanes erreicht eine Größe von 5,5 m und ein zweiter befindet sich in einem Steinbruch in der Nähe des Ortes. Der Kouros von Apollonas, auch Apollon genannte, der offen in geringer Höhe über dem Dorf Apollonas lagert, misst 10,7 m. Warum die Kouroi nicht vollendet wurden, ist nicht überliefert. Die Forschung geht davon aus, dass dieser Kouros für einen Transport zu schwer war. Die These, dass Auftraggeber ihre Zahlungen einstellten oder dass die Arbeiten abgebrochen wurden, weil sich die Marmorblöcke bei der Bearbeitung als fehlerhaft erwiesen oder wegen mangelnder Sorgfalt bei der Bearbeitung zerbrachen, sind nicht belegt. Beide Kouroi von Flerio sind beim Transport an ihrer schwächsten Stelle, beim Übergang der Beine zu den Füßen, abgebrochen. Bei einem Kouros wurden die abgebrochenen steinernen Füße gefunden.

  • Byzantinische Kirchen

Auf Naxos gibt es mehr als 150 frühchristliche und byzantinische Kirchen. Etwa die Hälfte von ihnen weist Fresken bzw. Freskenreste auf, weshalb Naxos manchmal auch als „byzantinische Pinakothek der Ägäis“ bezeichnet wird. Das einmalige Ensemble deckt alle Epochen vom 6. bis zum 13. Jahrhundert ab. Die Darstellungen in der Panagia Drosiani bei Moni aus dem 6. Jahrhundert zählen zu den wichtigsten in ganz Griechenland. In der Kuppel ist Christus sowohl als junger als auch als älterer Mann dargestellt. Bedeutend auch die Zeugnisse aus der Zeit des Ikonoklasmus, in der Heiligenbilder durch geometrische Muster, Tier- und Pflanzenmotive ersetzt wurden. Die Kirchen sind über die ganze Insel verteilt, mit Schwerpunkten um Chalkí und Sangrí. Viele von ihnen befinden sich in einem schlechten Zustand. Einige sind auch nur noch Ruinen.

  • Industriedenkmale

Die Gebirgshöhen über der Ostküste sind von heute aufgegebenen Schmirgel-Minen durchsetzt. Von dort führen erhaltene Seilbahnstränge zum kleinen Hafen Moutsoúna hinab. Obwohl die Anlagen schon im Besatzungsjahr 1941 außer Betrieb gesetzt wurden, hängen immer noch gefüllte Behälter an den Seilen. Inzwischen besteht allerdings Einsturzgefahr. An der Straße nach Lionas wurde vor einigen Jahren der Versuch unternommen, eine Anlage mit EU-Mitteln zu einer Art Museum auszubauen. Außer einigen halbfertigen Gebäuden und neu angelegten Wegen ist von diesem Vorhaben kaum mehr etwas zu sehen, nur das in einem Felseinschnitt am Boden liegende Baustellenschild weist noch darauf hin.

Das Highlight von Naxos schlechthin sind jedoch die tollen Sandstrände. Sie reihen sich südlich der Inselhauptstadt aneinander, nur unterbrochen durch felsige Landspitzen, und gelten als die besten der Kykladen. Am bekanntesten ist sicherlich der Plaka Beach. Der schöne, sehr lange, hellsandige Strand erinnert durch die zum Teil grasbewachsenen Dünen etwas an die Ostseeküste. Das Wasser ist wirklich extrem klar und schimmert in fifty shades of blue. An vielen Stellen fällt der Strand sehr flach ab und eignet sich damit hervorragend für Kleinkinder.

Die schönste Reisezeit für Naxos sind meiner Meinung nach der Früh- bzw. der Spätsommer. Im Hochsommer ist es oft brütend heiß, wie überall auf den Kykladen. Außerhalb der Hauptsaision ist es noch nicht beziehungsweise nicht mehr so heiß, aber tagsüber hat es trotzdem über 30 Grad. Die Unterkünfte sind nicht ausgebucht, und es bestehen noch gute Fährverbindungen. Einziger Nachteil, zumindest im Juni: Das Wasser ist noch recht kühl, wird aber täglich wärmer.Von Oktober bis April ist es kühl und häufig sehr stürmisch.

Nach Naxos kommt man auf verschiedenen Wegen

Der kleine Flughafen von Naxos liegt rund drei Kilometer außerhalb der Inselhauptstadt. Je nach Saison gibt es mehrmals wöchentlich bis zu drei Flüge pro Tag nach Athen. Durchgangsverbindungen von Deutschland nach Naxos mit Aegean Airlines sind relativ teuer. Günstiger sind einzeln gebuchte Flüge in die griechische Hauptstadt und dann von dort weiter nach Naxos.